Drazen Domjanic
Das Vaterland sagt: „Innovation, Spielwitz und Brillanz“. Das Volksblatt: „Supertalent aus der Musikakademie“ und die Südostschweiz sagt: „Ein Festival wird zur lebendige Tradition“, „Ensemble Esperanza – Neue Klangwelt“ sagt der Sarganserländer. Was haben die Überschriften mit Drazen Domjanic zu tun?
Drazen Domjanic läuft zum Klavier im dunkeln Raum, zieht die Bank von dem Klavier zurück, setzt sich und platziert seine Noten. Genau wie in 100 Konzerten davor, aber diesmal spielt der Maestro nicht in einer Konzerthalle, sondern in einer Piano Bar in Liechtenstein. Er hat sich entschieden seine Koffer zu packen und ein neues, besseres Leben anzufangen, nicht weil er vor dem Krieg fliehen musste und nicht weil er keine Erfolge feiern konnte. Nein, sein Koffer mit gelernten Lektionen im Musikstudium in Zagreb, Novi Sad, Belgrad, Wien und viel Konzerterfahrung in Italien, Kroatien, Deutschland und Spanien ist prall gefüllt. Ist es ihm gelungen? Hat er in Liechtenstein ein besseres Leben aufbauen können?
Das Vaterland sagt: „Innovation, Spielwitz und Brillanz“. Das Volksblatt: „Supertalent aus der Musikakademie“ und die Südostschweiz sagt: „Ein Festival wird zur lebendige Tradition“, „Ensemble Esperanza – Neue Klangwelt“ sagt der Sarganserländer. Was haben die Überschriften mit Drazen Domjanic zu tun?
Unbedingt wollte ich ihn das fragen und auch Fragen über sein Leben als „Very Integrated Person“ stellen. Ich besuchte seine Homepage und war in Erstaunen versetzt. Er ist selbstständiger Unternehmer, er bietet Beratungen und Begleitung von begabten Musikern und deren Eltern an, veranstaltet Luxus-Musikschiffsfahrten nach Kroatien, ist Intendant von Next Generation Musik Festival und auch Geschäftsführer des Sinfonieorchester Liechtenstein und der Internationalen Musikakademie Liechtenstein.
Hat er nun Zeit für mich? Ich habe angerufen und er sagte: „Ich habe keine Zeit, aber ich mache immer Zeit.“
Meine Bilder vom dem seriösen, ruhigen, eher schüchternen Musiker sind schnell verflogen, als Drazen den Stuhl vom Tisch weg reist, sich darauf fallen lässt, die zusammengefalteten Hände auf den Tisch legt und fragt, „Ok was willst du jetzt wissen?“ Für Drazen, den Geschäftsmann fange ich sofort an, immerhin ist Zeit etwas Kostbares.
Ich bin als Wirtschaftsimmigrant gekommen. Ich wollte ein besseres Leben.
Ich habe meine erste Gage 1988 in ein Piano Bar in Wil, Hotel Landhaus gehabt. Ich habe auch im Säntispark, Quellenhof und Café Wolf gespielt.
Meinen ersten festen Job habe ich in Feldkirch bekommen. Er war so miserable bezahlt, ich dachte für das Geld kann ich zuhause bleiben.
In April 1989 habe ich bestimmte Personen kennengelernt, die mir vorgeschlagen haben, mich in der Musikschule Liechtenstein zu bewerben. Dort habe ich dann einen Job bekommen.
Viele VIP’s haben Hilfe oder Unterstützung von einem Einheimischen bekommen. Hat dir jemand geholfen?
Ja, Dr. Josef Wolf – damals Schulamtsleiter, danach Liechtensteiner Botschafter in Deutschland. Er ist vor ein paar Jahren verstorben, Es war sein Wunsch, dass ich bei seiner Beerdigung spiele – eine Ehre für mich. Wir hatten wirklich 25 Jahre lang eine wichtige Freundschaft gehabt – es war schön.
Ich habe ein paar Jahre an die Musikschule Liechtenstein gearbeitet bis ich merkte, dass das kein Job für mich ist. Als Lehrer wollte ich nicht in Rente gehen. Ich habe gespurt in diesem grossen Wohlstand in dem wir leben sind die Dinge die mit Übung zu tun haben, (Klavier lernen) schwer zu vermitteln, sogar als unnötige Leistungen gedacht. Das macht das Leben als Musiklehrer schwer.
Von Lehrer zu Unternehmer
Nachdem ich mit der Musikschule aufgehört habe, gründete ich meine erste Unternehmung. Dowani – 3 Play Along CD‘s.
Du hast zu Doris Reinhart Scheuer in Resort Ragaz Mag gesagt, „Dabei musste ich mich an 16- bis 18-Stunden-Arbeitstage, nicht selten während sieben Tagen in der Woche, gewöhnen. Vor allem habe ich gelernt, die Theorie in die Praxis umzusetzen.
Mit dieser Unternehmung habe ich alles mitgemacht. Inclusive Konkurs. Mit grossen Einsatz und viel Arbeit.
Am Schluss ist alles gut ausgegangen. 2005 waren wir Weltmarktführer und haben dann die Unternehmung verkauft.
Der gesamte Dowani Erlös ist in die gemeinnützige Stiftung „Jugend und Musik“ gepackt. Wir haben dann die Internationale Musikakademie Liechtenstein gegründet, Festival Next Generation mit der Resort Ragaz lanciert und später mit dem Akademie haben wir den Bregenzerwald Festival: alpenarte gegründet. Ensemble Esperanza welche gerade International Classic Music Award gewonnen hat, ist letzte Entrepreneurship welche wir - alles um hochbegabte Musiker zu fördern – gegründet haben.
Sie fördern damit hochbegabte junge Musiker und begleiten sie und sogar Ihre Eltern auf dem künstlerischen Weg. Wieso?
Mich motiviert die Förderung junger, musikalischer Menschen. Ich begleite sie auf einem sehr schwierigen Weg in den unterschiedlichsten Phasen ihrer künstlerischen Entfaltung.
Die Musikakademie wird in die Presse hoch gelobt.
300 Musiker aus 77 Ländern haben die Internationale Musikakademie in Liechtenstein bis jetzt besucht. Die Beste Jungmusiker der Welt. Wenn sie unter 16 sind, reisen sie mit dem Eltern und wohnen in Studentenheim für 6 Tage - eine intensive Woche.
Das Telefon klingelt. Er entschuldigt sich, sie haben bald einen Konzert. Er hat Ticketreservierungen für die nächste Veranstaltung am Telefon entgegengenommen.
Wie wird in der Musikakademie gesprochen?
English ist der Hauptsprache aber unsere gemeinsame Sprache ist die Musik.
Das Leben als Very Integrated Person
Bleiben wir bei der Sprache. Hast du Deutsch gesprochen in 1989?
Kein Wort. Sogar nur gebrochenes English. Wir haben in Kroatien Russisch gelernt. Deutch - nein, gar nicht – geschweige denn Dialekt.
Was war für dich das grösste Integration Herausforderungen?
Die grösste Herausforderung für mich war das Vertrauen der Einheimischen zu gewinnen. Ich habe am Anfang einen grossen Fehler begonnen: Ich habe alles gesetzt auf mein Wissen und Ausbildungstand – was nicht schlecht war. Ich war praktizierender Pianist, der über 100 Konzert im Jahr gab, es war für mich ein Kulturshock – die Qualität welche ich im Klavierunterricht erleben dürfte. Da war ich ein bisschen überheblich, ich habe einen Fehler gemacht und dafür gebüsst.
Einmal in Leben darf man einen Fehler machen, das zweite Mal ist man einfach blöd!
Es hat mir ca.15 -20 Jahre gedauert, bis ich die Anerkennung der Einheimischen bekommen habe.
Wie haben sie die Herausforderungen angepackt?
Als Lehrer habe ich mich behauptet indem ich die Kinder musikalisch gut erzogen habe, welche weiterstudiert und erfolgreich waren, Konzert gegeben und Weltpreise gewonnen haben. Ich habe für/mit mehreren Vereinen gespielt und habe dadurch Freundschaften geknüpft. Durch meine Frau und mein Arbeitsgeber habe ich viele Politiker kennengelernt und Bekanntschaften gepflegt.
Du bist nicht zuhause gesässen und auf das grosses Glück gewartet.
Nein ich bin immer im Büro. Ich bin Selbständig seit 1993.
Haben Sie Kulturen Pannen, Fehler und andere Peinlichkeiten auf den Weg zu Integration erlebt?
Irgendwann hat meine Frau mir einen Deutschkurs in Buchs geschenkt. Ich bin einmal hingefahren und wann ich zurück kam sagte ich. „Liebe Monika, sie alle können noch viel schlechter Deutsch als ich.“- Ich ging nie wieder. Ich habe mich mit einheimischen Zeitungen wie die Vaterland, Volksblatt, NZZ, den „Tages Anzeiger“ oder mit dem Österreichischer „News“ und „Format“ gelesen und am abends TV geschaut und zugehört was ich schon gelesen habe. So habe ich Deutsch gelernt. Meine Frau hat mich dann immer wieder verbessert, aber auch sie hat ein kleines Problem mit Hochdeutsch.
Ja wieso? (Seine Frau ist Österreicherin)
Wegen die Dialekt – und lacht laut und herzlich
Beide Kinder; Andreas und Sara sind hier geboren, meine Frau hat gearbeitet und ich auch. Wir haben einen kroatischsprechenden Babysitter geholt, weil ich wollte dass sie Kroatisch lernen, aber irgendwann wollte der Babysitter Deutsch lernen. Von da haben meine Kinder ihres Deutsch gelernt. So hat meine Sara auch kleinere Probleme mit Deutsch.
Vielleicht haben Andreas und Sara kleine Probleme mit der Sprache, aber sie verstehen beide die Sprache der Musik bestens. Andreas ist Pianist und Sara Violinistin. Beide spielen auf der Weltbühne, schon seit Kindheit.
Was hast du nicht verstanden oder sogar nie verstehen willst? Vielleicht Kulturelle Kleinigkeiten die bei dir unbekannt waren/sind?
Das Musiksystem – Der Ablauf und die Unterschiede in der Qualität . Im Osten gibt es dieses Amateursystem gar nicht, es gibt nur Profis. Hier in Liechtenstein sind sehr wenige Profis gewesen, aber unheimlich gut vernetzte Amateure. Das ist mir unbekannt gewesen. Aber ich habe mich ganz schnell „geswitched“. Ich bin froh über die Verbesserung der Qualität in den letzten 25 Jahren.
Die Operette Balzers habe ich 25 Jahren begleitet, sowie auch viele Chöre. Durch das System Amateur (und das meine ich nicht negativ) merkte ich, dass es Leute gibt, die Musik mehr lieben als wir (die Profis).
Termin abmachen ist ein kultureller Unterschied, der mir Mühe machte. Bei uns kommen die Leute einfach vorbei. Ich bin immer spät, aber nur mit den akademischen 15. Minuten.
Was hast du in deiner neuen Heimat am liebsten?
Ich bin begeistert, wie gut das Land organisiert ist. Ein Vorbildland. Die kurzen Wege und die netten Leute.
In bin in Kroatien geboren, aber Liechtenstein ist meine Heimat geworden. Nirgendwo in der Welt könnte ich meine Wünsche in meiner Branche so erfüllen wie hier – nicht in Wien, nicht in Berlin. Das werde ich nie vergessen. Es freut mich, hier etwas zu hinterlassen.
Drazen Domjanic hat seine Ziele erreicht – die Überschriften bestätigen das – Er bestätigt das. Er ist für mich wie ein Jacuzzi, er ist immer in Bewegung und er bringt Vieles in Bewegung. Gibt er sich zufrieden mit den jetzigen Stand die Dinge? Ich weiss es nicht aber ich freue mich zu entdecken was er in Zukunft noch bewegen wird - für die Musik, für die Jugend und für unsere Region.
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